Der Circus Zweimalsohoch: Neun wahre Märchen
Thomas Wörner wählt einen ungewöhnlichen Weg, um die Dämonen des modernen Arbeitslebens zu vertreiben.
Nach dreizehn bewegten Jahren beim Circus Zweimalsohoch wagt der 47-jährige Mediengestalter den Neuanfang. In den Wintermonaten mietet er sich einen Zirkuswagen auf der Schwäbischen Alb und beginnt, sich das im Job Erlebte von der Seele zu schreiben. Herausgekommen ist dabei kein weiterer Ratgeber für gestresste Großstädter, sondern neun wahre Märchen. Unter dem Titel „Der Circus Zweimalsohoch“ veröffentlicht der Waldenbucher neun selbstgeschriebene und von eigener Hand illustrierte Märchen, die allesamt in einer anderen Zeit spielen – und dabei doch alles andere als aus der Zeit gefallen sind.
Wörner wählt für seine Aufarbeitung ein literarisches Genre, das auf den ersten Blick nichts mit den Herausforderungen des heutigen Berufslebens zu tun hat. Doch wie so oft täuscht der erste Blick: Die Märchen seiner Sammlung verzaubern nicht nur in Wort und Bild, sie zeigen, wie aktuell das Genre Märchen ist. Jedes seiner Märchen hat eine Geschichte hinter der Geschichte. So erzählt zum Beispiel »Der Zirkus Zweimalsohoch« vom Gewinnstreben auf Kosten der Arbeiter. »Die diebische Elster« handelt von Menschen, die sich ungeniert mit Federn anderer schmücken. Wörner will mit seinen Märchen nicht nur unterhalten, er will Mut machen. „Aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich, in welchem Würgegriff uns das Berufsleben halten kann. Ich will meine Leser anregen, das, was sie bedrückt, kreativ auszudrücken. Denn das, was Ausdruck findet, erdrückt nicht.“
Mit viel Ruhe und Phantasie geht Wörner während seiner Auszeit auf dem Hofgut Hopfenburg, den Dingen auf den Grund und verarbeitet auch Themen aus seiner Zeit als Betriebsrat. In der Stille wird das laut, was man lieber nicht hören will. Und so geht er nicht nur mit seinem Arbeitgeber ins Gericht. Er blickt in die Abgründe seiner eigenen Persönlichkeit. In seinen neun wahren Märchen findet er eine Ausdrucksweise, die niemanden persönlich treffen will und doch klar auf den Punkt kommt. Und: bei aller Tragik gehen die Märchen stets gut aus. Denn an der eisernen Regel aller Zaubermärchen hält auch Wörner fest: Am Ende ist wirklich alles gut.